Bewerbung zum Düsseldorfer Schulpreis

Unser Bewerbungsschreiben an die Westdeutsche Zeitung
… hiermit senden wir Ihnen unsere Bewerbung für den 10. Düsseldorfer Schulpreis zu.

Für Rückfragen bzw. weitere Informationen stehen wir Ihnen sehr gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Städt. Maria Montessori Gesamtschule

Kunst und Mitgestalten am Bau als Prozess an der Maria Montessori Gesamtschule Düsseldorfs

– ein gemeinsames Projekt von Schülern, Lehrern, Eltern, Künstlern, Architekten, Schulplanern und Stadtverwaltung

Erläuterung für die Jury des Düsseldorfer Schulpreises:

Um Kunst am Bau und Schulentwicklung zusammen zu führen, möchten wir die Struktur des Modellversuchs Schulkunst für den Umbauprozess der Maria Montessori Gesamtschule Düsseldorf nutzen. Gebaut wird in den Schularealen Lindenstr. 140 und Rosmarinstr. 28. Deren großer Bauprozess begann Ende 2015 mit Vorüberlegungen, Baubeginn soll 2017 sein. Das Interesse der Maria Montessori Gesamtschule ist es, ihr pädagogisches Konzept vom Kind aus und mit dem Kind zu denken, auch in und durch ihr Gebäude sichtbar zu machen.

An unserer Maria Montessori Gesamtschule wirken alle Beteiligten aktiv mit. Ob für Schüler, Eltern, Lehrer, Sozialpädagogen oder Hausmeister, wichtig sind uns Experten zum interdisziplinären Austausch, die wir zu uns einladen oder aufsuchen. Sie komplettieren unseren ganzheitlichen Ansatz. Schließlich arbeiten und leben wir in der Schule für viele Stunden des Tages zusammen. Wir glauben, dass nur so für uns Schule funktionieren kann. Umso mehr freuen wir uns, dass wir zur Unterstützung die bildende Künstlerin und Nam June Paik-Meisterschülerin Ute Reeh zur Mitarbeit gewinnen konnten. Gelingen wird unser Projekt vor allem durch die intensive Austausch-Bereitschaft unserer Stadtverwaltung, Schulplaner und aller beteiligten Architekten!

Dass an einer neuen Gesamtschule auch gebaut wird, sprach sich schnell bei uns herum. Und das Interesse mitzuwirken, steigt von Tag zu Tag.

Als wir lernten, dass Schulbauten sehr lange halten müssen, und dass so große Investitionen nicht oft möglich sind, steigerte dies unser Interesse umso mehr. Wir wissen mittlerweile: Die Vorbereitungsphase für einen Neubau ist eine ganz besondere Chance! Hier werden die Entscheidungen getroffen, die dann 40 oder 50 Jahre lang „halten sollen“.

Gelingt es uns mit Kunst am Bau, dass Schulverwaltung, Architekten und Planer zusammen mit Schülern, Lehrern, Eltern und Schulleitung arbeiten? Schüler und Lehrer bei Bauprozessen umfassend zu beteiligen, ist bislang eine nicht alltägliche Praxis. Wir bemühten uns seit Anfang 2016 darum sehr, mit Erfolg. Der Architekt Marius Scheffer beschrieb unsere spannende Innovationsarbeit im Januar 2017 mit einem Satz:

„So eine Zusammenarbeit gibt es zum ersten Mal.“

Je mehr wir uns in Workshops austauschen, umso mehr wird deutlich, dass im Zusammenwirken von Stadtverwaltung, Schulplanern, Pädagogen, Künstler und Kindern eine viel höhere Qualität erreicht werden kann, als dies bislang möglich war. Es ist zum Nutzen aller, wenn Schüler in möglichst vielen Ebenen kreative Ideen mit entwickeln dürfen. Es spart Geld und erhöht den Wert der Räume. In einem Satz kann dies beispielhaft mit dem Wunsch der Schüler verdeutlicht werden, z.B. vorhandene Nischen nicht zuzumauern oder eine voll funktionsfähige Küche nicht abzureißen, sondern in die Planung zu integrieren und weiter kreativ zu nutzen. Uns freut sehr, dass wir dieses positive Grundgefühl mit den Profis von der Stadtverwaltung, den Schulplanern, Künstlern und Architekten teilen.

Schüler wie Lehrer haben z.B. großen Spaß zusammen mit der bildenden Künstlerin Ute Reeh Farben, Akustik, Nutzen der Flure, Verbindung von außen- und innen liegenden Gemeinschaftsräumen auszuprobieren und ihren Bedürfnissen entsprechend in die Planung einzubringen. Richtige Architektur Zeichnungen lesen zu lernen, ist eine Herausforderung. Die Planung z.B. eines künftigen Selbstlernzentrums mobilisiert Kreativität und eine wahre Ideenexplosion.

Für die Jury sind hier einige Beispiele aufgeführt:

Flure:

In jedem Schulbau sind dies lapidar „Verkehrswege“. Montessori-Schüler nutzen sie aber als Möglichkeiten zu Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit in der Freiarbeit oder für den Fachunterricht. Hier werden Aufgaben besprochen oder Probleme diskutiert. Ob in Kunst in der Nutzung einer größeren Arbeitsfläche oder als temporärer Rückzug aus der Klasse zur Erledigung von Aufgaben, die Flure können hier gute Dienste tun.

Deshalb war es den Schülern ein großes Anliegen, die Akustik der hallenden Flure zu verbessern.

Selbstverständlich mussten hierbei die Vorschriften des Brandschutzes eingehalten werden. Die Stadtplaner und Architekten offerierten daraufhin kreative Möglichkeiten. So kann man mit bedruckbaren Spannflächen aus Glasfasern die Akustik beeinflussen. Die schönen Nischen im alten Bau bieten sich ebenfalls zur Verspannung dieses Materials an. Auch sogenannte Deckensegel aus Gipskarton tun hier gute Dienste.

Sitzmöglichkeiten sind ein großes Anliegen der Schüler. Auch da fanden alle eine gemeinsame Lösung, die bereits mit einem Prototyp verwirklicht werden konnte.

Als erstes sichtbares Ergebnis gibt es eine Bank, die unser schönes Treppenhaus in der Lindenstraße brandschutzkompatibel für Ausruhen, Zusammensitzen und Gruppenarbeit nutzbar macht. Die Bank besteht aus Beton und einer Sitzfläche aus Eichenholz, die mit Wasserglas getränkt wurde.

Farben:

In regelmäßigen Workshops erarbeiteten Schüler mehrerer Jahrgänge Farbvorschläge bzw. Kombinationen. Interessant ist, dass eher zurückhaltende Farben gewählt wurden. Kontraste sollen einzelne Flächen (wie z.B. Nischen) bzw. wir als Nutzer bieten.

Hauchfarben haben zudem den Vorteil, dass man sie sich nicht so schnell „über“ sieht. Der Wunsch der Schüler fiel relativ einheitlich aus. Freundlich und hell sowie einladend sollen die Flächen sein, wobei man bei sehr sonnigen Flächen auch einmal kräftigere Farben als Ausnahme probieren könne.

Toiletten:

Ein großer Wunsch der Schüler ist es hier, „zeitgemäße und übliche Standards“ umzusetzen. Die WCs sind dann positiv besetzte Räume. Dass es z.B. nur einen Toilettenpapierspender für einen ganzen Jungen – oder Mädchen WC-Trakt gibt, sollte der Vergangenheit angehören. Jede Kabine sollte einen Papierspender erhalten.

Große Spiegel und Waschtische mit Ablagen wären ein weiterer großer Wunsch, der je nach Ausführung von Waschtischen mit integrierter Standardkeramik auch bezahlbar erscheint. Die Schüler erhoffen sich dadurch eine größere Annahme der Räumlichkeiten. Bisher sind es eher Räume zum Meiden.

Auch das Bedürfnis nach Kunst am WC wurde aufgegriffen. Wunsch ist hier, in der Innentür jeder Kabine Tafelfarbe aufzutragen, so dass mit Kreide Sprüche usw. hinterlassen werden können.

Die Nutzung von Tafelfarbe können sich Schüler übrigens auch generell an bestimmten Flächen in der Schule vorstellen.

Schulbereich (wie Hofflächen):

Auch für den Hofbereich gab es viele Ideen. In der Lindenstr.140 haben wir eine Bausünde der 60iger Jahre in Form eines zum Bau überhaupt nicht passenden Regendaches. Im Neubau sind neue Unterstellmöglichkeiten geplant.

Hier gab es nach vielen Workshops ebenfalls klare mehrheitliche Wünsche. Abreißen allein reicht eben nicht. So will man in beiden Schulen wiedererkennbare Flächen kreieren. Möglichst sehr grün.

Man will den Bodenbeton als Weg behalten und nur dort Beton beseitigen, wo Bäume, Sträucher oder Beete entstehen sollen. Man könne sich zur Begrüßung einen kleinen Mini-Dschungel vorstellen, durch den man gehen könne. Für jüngere Schüler war wichtig, dass es auf dem Hof auch Flächen zum wenigstens “kleinen Versteckspielen” gibt.

Interessant und – bei Berücksichtigung der Brandschutzwege – realisierbar sind die Installation von Türen direkt aus den Klassenzimmern im Erdgeschoss zu den angrenzenden Rasenflächen, um ein „grünes Klassenzimmer“ für spontane bzw. temporäre Nutzungen zu ermöglichen.

Vorhandene Ressourcen nutzen:

Ein Beispiel: In der Rosmarinstraße sollte eine voll funktionsfähige Eintischkücheninsel für ca. 8 Kochteilnehmer „entsorgt“ werden. Hier setzen sich die Schüler für den Erhalt ein, und wollen dies im Rahmen eines Schülerkiosks nutzen. Dies ist aktuell in Zusammenhang mit den entstehenden Selbstlernzentren in der Diskussion.

Selbstlernzentren:

Für die Selbstlernzentren entwerfen die Schüler zusammen mit den Profis entsprechende Räume mit Arbeitsflächen, Ruhebereichen und „maßgeschneiderten“ Möbeln. Dazu werden hunderte Modelle erstellt und beraten.

Fazit:

Wir hoffen, dass durch diesen Bericht deutlich wurde, mit welch großer Begeisterung gemeinsam für dieses Projekt gearbeitet wird. Vielleicht kann dies durch die Beispielfotos aus einigen Workshops erahnt werden. “Wann ist wieder „Kunst am Bau?” wird immer mehr zur geflügelten Schülerfrage. Einhellig ist die Überzeugung, dass durch unsere Kooperation eine hohe Qualität der Maßnahmen und Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Zur Überraschung kann an einigen Bereichen sogar Geld gespart werden und Ressourcen können erhalten bleiben.

Wir möchten alle erarbeiteten Ergebnisse so weiterentwickeln, dass alle Düsseldorfer Schulen von diesen (und unserer weiteren) Erfindungen profitieren können. Weil es eine „Kunst am Bau“ ist, natürlich in wandelbarer Form.

Dies werden wir auf der Schulkunst Homepage dokumentieren. Bereits jetzt kann hier jeder Interessierte unsere aktuellen Arbeitsprozesse verfolgen bzw. einsehen:

http://www.schulkunst.org/maria-montessori-gesamtschule/artikel.php?kap=68&art=277