Engagement lohnt sich! – oder wie wird man “Schule der Zukunft”?

Wenn noch in dieser Legislaturperiode der Bundestag über ein Lieferkettengesetz abstimmen wird, so sollte jeder wissen, dass unsere Schüler und Schülerinnen daran einen nicht unbedeutenden Anteil haben. Aber der Reihe nach.

Startschuss für unsere Initiative “SchokoFair-Stoppt Kinderarbeit!” gaben Felix und Tobias, zwei Schüler, die eine ARD-TV-Doku über die Zustände auf den Kakaoplantagen in Afrika in den Wahlpflichtunterricht des Schuljahres 2010 einbrachten. *1)
Dass für unsere Schokolade Kinder schuften müssen, ließ ihnen keine Ruhe. So brachten sie das Thema in die Schülervertretung ein und diese sorgte dann für ein Schulprojekt, was Geschichte schreiben sollte.
Die Schul-Arbeitsgemeinschaft beließ es nicht dabei, unter den Mitschülern, Lehrern und Eltern für faire Schokolade – wie die von GEPA bzw. Fairtrade – zu werben, sondern führten viele Infoaktionen im Stadtteil, anderen Schulen und in Supermärkten durch. Auch produzierte die AG eigene Radio- und Videosendungen, publizierte im Internet auf Schokofair.de , bei Facebook  und natürlich auf unserer Schulhomepage.

Besondere Medienaufmerksamkeit bekamen die SchokoFairs als sie ein Fotoshooting von Sarah Connor für “Dein Gesicht auf Kinderschokolade” in Düsseldorf sprengen konnten (zur Absage brachten). Das Management von Sarah Connor fragte daraufhin bei der Ferrero-Geschäftsleitung in Frankfurt nach, wie denn Kinderarbeit in der Kinderschokolade sein könne und Ferrero versuchte sich dann – ohne Erfolg – vor den Kindern zu rechtfertigen. *2)
Das machte Schlagzeilen weit über die Stadtgrenzen von Düsseldorf hinaus: David gegen Goliath.
5. Klässler Kasimir Otto, damals 10 Jahre, brachte ihr Anliegen auf den Punkt: “Uns schmeckt Schokolade mit Kinderarbeit emotional nicht!”
Was dann geschah gleicht einem Märchen: Die Schokofair-AG unserer Schule erfuhr Unterstützung durch Ehrungen wie dem WDR-Kinderrechtepreis, der “Goldenen Göre” des Deutschen Kinderhilfswerks und in der geschichtsträchtigen Paulskirche zu Frankfurt wurden sie von einer Kinderjury zu UNICEF-Juniorbotschaftern Deutschlands gewählt. Unsere Schule wurde in unserem Bundesland gleich zweimal als “Schule der Zukunft” ausgezeichnet.
Auch Promis wie beispielsweise Wolfgang Niedecken, Inka Bause, Anke Engelke, Dr. Eckart Hirschhausen oder Hollywoodstar Richard Gere stellten sich hinter die Initiative. Musiker Wolfgang Niedecken ermutigte die Schülerinnen und Schüler mit dem Mutmacher:” Ihr müsst immer wieder nachfragen, immer wieder nerven, bis man Euch endlich zuhört!” und genau das haben sie gemacht! Mit diesem Schwung gelang es den Schokofairs, zusammen mit KiKA-TV 2014 sogar im Bundestag vorzusprechen.

Die Kids wünschten sich ein Sorgfaltspflichtengesetz, das deutsche Firmen verpflichtet, auch im Ausland in ihren Lieferketten endlich die Menschenrechte einzuhalten. Bundesminister Dr. Gerd Müller versprach ihnen damals persönlich ihren “Schoko-TÜV” als berechtigte Forderung aufzugreifen. *3)

Es mussten allerdings noch weitere sieben Jahre ins Land gehen, bis es jetzt wirklich zum Gesetz kommen kann.
In der Schokofair AG wirkten die letzten 10 Jahre mehrere Schülergenerationen mit weit über 100 Schülerinnen und Schülern mit. Die Gründer der AG haben natürlich schon lange die Schule verlassen, es gelang aber immer wieder neue SchokoFairs für die Mitarbeit in der Initiative zu begeistern.
So wirkten die Schokofairs in den letzten Jahren beim Forum nachhaltiger Kakao mit, wo sie Manager der Schokoindustrie und des Handels wie auch die Politiker immer wieder an die skandalösen Zustände auf den Kakaoplantagen und an die Kinderrechte erinnerten. Zusammen mit anderen Menschenrechtsgruppen und NGO´s schlossen sie sich in der Initiative Lieferkettengesetz zusammen. *4)

Auf dem Weltkakaokongress 2018 in Berlin konnten die SchokoFairs eine viel beachtete Kinderrede halten. *5) Und bei den Konferenzen im Forum und bei mehreren Gesprächen mit Regierungsvertretern in Berlin erinnerten sie an die Notwendigkeit des Lieferkettengesetzes, damit Kinderarbeit auch auf den Kakaoplantagen und überall endlich ein Ende hat.
Nun ist es endlich so weit. Noch in diesem Sommer 2021 wird der Bundestag über das Lieferkettengesetz beraten und abstimmen. Ein großer Erfolg auch für die Kinderrechte und für unsere SchokoFairs.
Leider nur zum Teil, denn die Wirtschaft versucht noch vor der abschließenden Debatte eine zivilrechtliche Haftung für Firmen, die die Menschenrechte doch brechen, möglichst nicht mit ins Gesetz aufzunehmen. Weiter dranbleiben, ist deshalb wohl angesagt!

Für uns ist Bildung in nachhaltiger Entwicklung eine Querschnittsaufgabe der Schule und kontinuierliches Thema im Unterricht, bei Projektwochen und auf unseren Schulfesten. *6)

Wir als Schulleitung danken unseren Schülerinnen und Schülern ganz ausdrücklich für ihren unermüdlichen und vorbildlichen Einsatz. Ebenso großer Dank gilt allen Pädagogen und Eltern, die den Kids bei ihren Abenteuern nach Kräften zur Seite stehen. Unsere Schulgemeinschaft lebt so eine aktive politische Bildung. Unsere Aktivisten bereichern auf eine unglaubliche Weise unser Schulleben.

Wir wünschen der Schokofair-AG weiterhin Erfolg und Durchhaltevermögen! Wir freuen uns, dass bald wieder Meetings und neue Aktionen nach den Lockdown-Maßnahmen stattfinden können.

Frei nach Erich Kästner schließen wir: Es gibt nichts Gutes, außer wir tun es nachhaltig!

Die erstaunlichen SchokoFairs sind dabei ein gutes Beispiel, was erreichbar ist, … sogar in der großen Politik: Engagieren lohnt sich!

Eure Schulleitung

 

Für weiterte Informationen einige wichtige Links:

*1) ARD-Doku über die Elfenbeinküste: https://www.youtube.com/watch?v=b-Y5NXgQ1FI
*2) Schokofair Film zu Ferrero: „ Nur 2 Cent“  https://www.youtube.com/watch?v=qc4P91wp3qc
*3) Schokofair im Bundestag „Schoko-TÜV“ mit KiKA:  https://www.youtube.com/watch?v=b5NN0u16vms&t=68s
*4) Initiative https://lieferkettengesetz.de/
*5) Filmtrailer zu Schokofair auf dem Weltkakaokongress: https://www.youtube.com/watch?v=F5_p2iSrocM&t=89s
*6) https://www.2030agenda.de/de